Medizintechnik im Klassenzimmer
Schulbesuch "Zukunftsforscher - Technik für Gesundheit". Eine Fotoreportage.
Wie entstehen medizintechnische Produkte? Wer hat sie erfunden? Welche Fähigkeiten machen einen Produktentwickler aus? Und: kann ich das als Schüler das auch?
Antworten auf diese Fragen erhielten die Achtklässler des Robert-Mayer-Gymnasiums in Heilbronn während des neuen Schulbesuchs „Zukunftsforscher – Technik für Gesundheit“ im Januar 2019. Zwei Tage lang war die Initiative Junge Forscherinnen und Forscher zu Gast an der Schule. Erleben Sie die außergewöhnlichen Unterrichtsstunden nach.
Medizintechnik im NWT-Unterricht
Achtklässler entwickeln Handprothesen
Heilbronn. Im Biologieraum des Robert-Mayer-Gymnasiums herrscht reges Treiben. Kunststoffschläuche, Schnüre und Einweghandschuhe liegen auf Tischen. Darüber konzentrierte Köpfe. Schüler der 8b schnippeln und kleben, was das Zeug hält. Gruppenweise tüfteln sie an einem medizintechnischen Produkt. Eine Greifhilfe soll entstehen. Aus Alltagsgegenständen. Und das in 45 Minuten. „Die Handprothese soll angenehm zu tragen und stabil sein. Außerdem sollt ihr damit einen Becher mit 100 ml Wasser Inhalt hochheben können“, erklärt Dr. Mirjam Falge die Aufgabe, welche die Jugendlichen in Teamarbeit lösen sollen.
Das Anfertigen einer Handprothese ist ein Bestandteil der Projekttage „Zukunftsforscher – Technik für Gesundheit“ mit der die Physikerin Falge, Kollegin Anna Heilos (Chemikerin) und Kollege Pascal Hauser (Biologe) am Gymnasium zu Gast sind. Sie gehören der Initiative Junge Forscherinnen und Forscher e.V. (IJF) an. NWT-Lehrer Michael Straub hat sie an die Schule geholt, um seinen Schülern Einblicke in Berufe rund um Gesundheit und Technik zu ermöglichen.
Am ersten Besuchstag hatten die MINT-Akademiker aus Würzburg mehrere medizintechnische Erfindungen im Gepäck. Zum Beispiel ein Gerät zur Elektrokardiografie (EKG), mit dem die Jugendlichen sich gegenseitig die Herztätigkeit ablesen konnten. Heute, am zweiten Tag, geht es darum, selbst einen Gegenstand zu entwickeln, der anderen Menschen hilft. Mit der Aufgabe „Eine Hand für Julius“ sind Schüler gefordert, eine Greifhilfe für einen Jungen zu bauen. In der fiktiven Geschichte verlor der Sechsjährige bei einem Unfall mehrere Finger, darunter beide Daumen. Julius braucht nun eine kostengünstige Handprothese, damit er wieder selbstständiger werden kann.
Am Schulbesuch hat mir besonders gut gefallen, selbst eine Prothese zu bauen.
Lernen, Probleme zu lösen
„Die Idee des Selberbauens finden wir prima“, begrüßt Straub das Konzept der IJF, „da uns viel daran gelegen ist, Schüler handwerklich zu fördern.“ Das Robert-Mayer-Gymnasium nimmt jährlich an verschiedenen naturwissenschaftlichen Wettbewerben teil. „Die Jugendlichen können durch solche Projekte Ideen gewinnen, ob und wie sich etwas realisieren lässt – eine wichtige Fertigkeit fürs spätere Berufsleben.“ Diese Chance bietet sich auch bei den Projekttagen der IJF. Zum Konzept gehört außerdem, neben Kreativität und Problemlösungsorientierung Teamfähigkeit und Kritikfähigkeit zu fördern.
Angebot ergänzt Bildungsplan
„Das Thema Medizintechnik passt gut zu unseren bisher behandelten Unterrichtsinhalten Auge und Optik“, zeigt sich Straubs Kollegin Ulrike Rabah begeistert. Die Biologielehrerin nahm Erkrankungen des Auges durch, ließ Achtklässler Referate darüber anfertigen. „Als die Jugendlichen beim ersten Projekttag der IJF aber selbst Brillen ausprobieren durften, die solche Sehbeeinträchtigungen simulieren und nachempfinden lassen, fingen sie an zu verstehen.“ Rabah findet Impulse und Ideen von extern, wie die der Initiative, toll. „Sie verschaffen jungen Menschen einen emotionalen Zugang zum Thema und machen deutlich, dass Unterrichtsinhalte kein Selbstzweck sind, sondern ihre Berechtigung im Berufsalltag haben.“
Wir haben gelernt, gut im Team zusammenzuarbeiten.
Erfindergeist wecken
Defibrillator, Blutzuckermessgerät, etc. – wer hat´s erfunden? Hinter medizintechnischen Erfindungen stehen häufig Menschen mit naturwissenschaftlich-technischem Hintergrund. Physiker, Chemiker, Biologen. Was haben diese Menschen gemeinsam? Welche Fähigkeiten machen einen Produktentwickler aus? Antworten auf diese Fragen erhalten die Schüler am zweiten Vormittag mit der Initiative Junge Forscher. „Kreativ sein und gut zeichnen“, ist sich Schülerin Annabell sicher. Außerdem erfährt sie und ihre Mitschüler, welche interessanten Berufsperspektiven die Bereiche Gesundheit und Medizin bieten. „Nutzt Praktikumsmöglichkeiten und probiert Berufe aus“, appelliert Projektverantwortliche Falge.
Für das neue Programm erhält die IJF viel positive Resonanz. „Für uns ist das Angebot eine stimmige Ergänzung zum NWT-Unterricht“, stellen die beiden Lehrkräfte Rabah und Straub zu den Einblicken in die Welt der Medizintechnik fest. Durch die Förderung der Arnfried und Hannelore Meyer-Stiftung sind die Projekttage für Gymnasien, Realschulen und BOS in bestimmten Regionen kostenfrei buchbar. Kontakt: Dr. Mirjam Falge, Tel. 0931 465522-23, m.falge@initiative-junge-forscher.de.